Seit Jahrhunderten schätzen Missionare und sendende Gemeinden die Arbeit von Missionsorganisationen und nehmen ihre Dienste gerne dankbar in Anspruch. Insbesondere wenn Missionswerke partnerschaftlich zusammenarbeiten und sich auf ihre Kernkompetenzen fokussieren: mobilisieren, organisieren und vernetzen für Mission.
„Die Spezialisierung und Fokussierung von Missionswerken wird immer benötigt. Jedoch stehen lokale Gemeinden oftmals im Zentrum von Gottes Rettungsstrategie. Dieser Weg mag langsamer sein; die Ortsgemeinden verfügen aber über das Gewicht und die Stärke, um diese Welt tatsächlich zu beeinflussen und sie für Christus zu verwandeln. Gottes Geist sehnt den Tag herbei, an dem Ortsgemeinde und Missionswerk in echter Partnerschaft zusammenarbeiten, sodass die eine Partie den neuen Boden vorbereitet und neue Strategien aufzeigt, und die andere als Masse jedem Einzelnen Segen bringen kann.“ (David Claydon)
In der Bibel werden Missionsorganisationen noch nicht genannt. Der Missionsauftrag ergeht daher nicht primär an Missionswerke, sondern Gemeinden. Die wachsende Komplexität beim Senden und Begleiten von Missionaren und Projekten im internationalen Kontext hat dazu geführt, dass eine Ortsgemeinde in der Regel überfordert ist und diesen Arbeitsbereich auslagern möchte. So sind Missionswerke entstanden, die ihre Fachkompetenz einbringen, um Gemeinden zu helfen, den Missionsauftrag zu erfüllen.
Schon bei Paulus und Barnabas sehen wir, dass sie Aufgaben einer Missionsorganisation übernommen haben. Sie vernetzten viele Gemeinden und Missionare für das Anliegen der Mission, sie informierten (Philipper 1,12), motivierten und mobilisierten andere, finanziell zu unterstützen (4,10) und füreinander zu beten (1,3-4+19). Dabei gingen sie strategisch vor, um die noch unerreichten Gebiete mit dem Evangelium zu erreichen (Römer 15,14-21). Auch wenn Paulus und Barnabas offiziell keine Missionsorganisation gründeten, ging ihr Wirken weit über den Rahmen einer Ortsgemeinde hinaus und lässt bereits deutlich Strukturen einer Missionsgesellschaft erkennen.
Auch heute dienen Missionswerke Gemeinden, ihren Auftrag in der weltweiten Mission zu erfüllen. Sie informieren über die Not in der Welt. Sie bringen Erfahrungen und Kompetenzen ein, um Missionsarbeit interkulturell verantwortungsvoll durchzuführen. Das Missionswerk sorgt für Rahmenbedingungen im Einklang mit der Bibel, dem Auftrag der Gemeinde und soweit möglich mit dem Staat, um Missionsarbeit zu ermöglichen. Wichtige Aufgaben einer Missionsorganisation sind beispielsweise:
Know-how
Von Mitarbeitern einer Missionsorganisation kann man erwarten, dass sie sich in der Missionstheologie sowie in dessen Praxis gut auskennen. Sie sind selbst überzeugt und motiviert, für das Herzensanliegen Gottes, die Mission, zu arbeiten. Es bedarf einer Menge Fachkompetenz und Erfahrung, damit die oft sehr aufwändige, mit viel Opfer verbundene Missionsarbeit nachhaltig mit bleibendem Wert ausgeführt werden kann. Das Missionswerk kann den Ortsgemeinden bei der Erschließung sowie der Entwicklung neuer Missionsprojekte dienen – insbesondere über kulturelle, geografische und sprachliche Grenzen hinaus.
Schulung
Missionare sollten, außer charakterlichen und geistlichen Qualifikationen, gut auf ihren jeweiligen Einsatz vorbereitet werden. Das kann ein Missionswerk oft viel besser und kostengünstiger bieten, weil es Kräfte bündeln und gleichzeitig Missionskandidaten aus vielen verschiedenen Gemeinden schulen kann.
Begleitung
Das Missionswerk sollte für die sendende Gemeinde in allen Fragen bei der Aussendung und Begleitung ihrer Missionare ein kompetenter und zuverlässiger Partner sein. Das kann, je nach Bedarf, variieren. Kleinere Gemeinden werden sicher mehr Hilfe brauchen als größere. Der ganze Bereich von MemberCare (Mitarbeiterfürsorge), angefangen von der Vorbereitung über die Begleitung während des Dienstes bis hin zur Beendigung und Wiedereingliederung nach dem Missionsdienst, ist ein großer Arbeitsbereich, bei dem das Missionswerk viel Verantwortung trägt.
Verwaltung
Ein weiterer Aufgabenbereich des Missionswerkes ist der administrative Bereich. Das Missionswerk fungiert als Arbeitgeber und kann Entsendungsverträge mit den Missionaren abschließen. Damit sorgt es für die soziale Absicherung während des Missionsdienstes. Das Besondere hierbei ist, dass man als Arbeitgeber die Gesetzeslage sowohl im Entsendungsland als auch im Missionsland gut kennen und die ständigen Veränderungen berücksichtigen muss. Das Missionswerk ist sowohl den sendenden Gemeinden und Unterstützern als auch dem Staat gegenüber rechenschaftspflichtig über die Einhaltung der Vereinbarungen und Gesetze. Das Missionswerk bietet die notwendige Struktur für gesunde Rechenschaftsbeziehungen.
Öffentlichkeitsarbeit
Nicht zuletzt stellt die Öffentlichkeitsarbeit einen wichtigen Verantwortungsbereich eines Missionswerkes dar. Damit möglichst viele Christen für die Missionsarbeit beten können, müssen sie informiert werden. Gemeinden und Freunde der Missionare müssen wissen, wo sie auch finanziell helfen können und was durch ihren Beitrag bewegt wurde.
Damit die Arbeit einer Missionsorganisation effektiv ist und möglichst viele Synergie-Effekte genutzt werden können, muss eine gute Kommunikation möglich sein. Dafür braucht es zwischen Gemeinde, Missionswerk und Missionaren ein gut funktionierendes System, das auf gemeinsamen Werten basiert.
Nur wenn jeder Partner seine Rolle, Aufgaben und Pflichten gut versteht und einhält, trägt die gemeinsame Missionsarbeit Früchte (1. Korinther 3,5-11). Ohne vertrauensvolle Zusammenarbeitet entstehen schnell Missverständnisse und Entäuschungen.
Die Aufgabenteilung im Netzwerk von Gemeinde, Missionswerk und Missionaren sollte auch heute sein: Die Gemeinde sendet und erteilt den Auftrag, das Missionswerk organisiert, setzt den Rahmen fest und macht den Missionseinsatz möglich, damit Missionare auf dem Missionsfeld den Missionsauftrag ausführen. Das Gelingen und den Segen dazu aber kann nur Gott geben.